Dienstag, 18. Februar 2014

Das traditionelle Mexiko



Bisher habe ich eigentlich immer von den großen Städten geschrieben und vor allem davon, dass man Mexiko unbedingt als ein modernes Land betrachten muss. In den letzten zwei Wochen habe ich allerdings zwei sehr schöne und traditionelle Städte besucht, von denen ich euch erzählen möchte und die Chance ergreife, auch mal über das zu berichten, was sich abseits von den großen Städten abspielt.

In Mexiko herrscht ein großes Stadt-Landgefälle, während die Städte sehr gut ausgebaut sind und zum überwiegenden Teil Industriestandorte sind, ist das Leben auf den Dörfern hauptsächlich Landwirtschaftlich geprägt. Außerdem liegen die Dörfer oftmals weit abseits von den großen Städten, so liegt Real de Catorce, ein Dorf, was ich vorletzte Woche besucht habe, ungefähr 4 Stunden von San Luis entfernt, fern ab von anderen Städten, mitten im Nirgendwo; um dorthin zu gelangen, fährt man gute dreieinhalb Stunden durch Niemals Land. Es kann auch gut mal sein, dass man dort über eine halbe Stunde lang niemanden auf der Fahrbahn antrifft.

Orte wie Real de Catorce zu besuchen ist wie eine kleine Zeitreise, man sieht Häuser aus der Kolonialzeit, Autos aus längst vergangenen Tagen und oftmals sind die Straßen schlecht gepflastert oder nicht wirklich vorhanden.

Einige dieser Dörfer oder kleineren Städte haben sich mit der Zeit auf den Tourismus eingestellt und leben heute davon, Real de Catorce, wo früher Silber abgebaut wurde, ist ein gutes Beispiel dafür. Die Menschen dort haben oftmals ihre Höfe und kommen dann fast täglich dorthin um ihre Waren zu verkaufen oder Führungen an zu bieten. Das hat einige dieser Orte vor der Armut bewahrt und hilft dabei, die Orte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Allerdings ist der Großteil der mexikanischen Landbevölkerung mangels notwendiger Unterstützung des Staates sehr arm und hat zu meist keine Perspektiven.

Nichts desto trotz sind die Menschen sehr offen und freundlich und nehmen einen mit offenen Armen auf, was mich immer wieder mit gemischten Gefühlen zurück lässt, da man auf der einen Seite der Armut, aber auf der anderen Seite auch der Offenheit der Menschen begegnet.

Real de Catorce ist eine ehemalige Bergwerksstadt, die wegen ihrer reichen Silbervorkommen in der Kolonialzeit eine wichtige Rolle gespielt hat. Auch heute noch sind die meisten Gebäude der Stadt aus dieser Zeit erhalten, allerdings ist die Stadt auf die Größe eines Dorfes zusammengeschrumpft, nachdem die Mienen aufgegeben wurden. Tatsächlich galt sie lange Zeit als Geisterstadt, was den Verfall vieler Gebäude zur Folge hatte, bis sie vor wenigen Jahren durch den Tourismus wieder belebt wurde. Heute leben vermutlich um die 1000 Einwohner in Real de Catorce, die Mehrheit der dort Arbeitenden kommt allerdings von außerhalb und das Dorf lebt rein vom Tourismus.

Die Fahrt nach Real de Catorce war ein Erlebnis für mich, was mir auch noch zwei Wochen danach nicht aus dem Kopf geht; die vierstündige Fahrt durchs Niemals Land, der Eintritt in eine Welt aus vergangener Zeit, durch den 2 Kilometer langen historischen Tunnel, der den einzigen Zugang zur Stadt darstellt und nur einspurig befahren werden kann und deshalb seine Wartezeiten hat, und schließlich Real de Catorce, ein Dorf, welches einfach zum Träumen einlädt. Wenn ihr mal nach Mexiko kommen solltet, ist das auf jeden fall ein Ort, den ihr aufsuchen solltet, denn auch wenn er sehr touristisch geprägt ist, ist es außerhalb der Hauptsaison sehr ruhig dort und man bekommt eine gute Vorstellung von Mexiko während der Kolonialzeit.