Donnerstag, 20. Februar 2014

Das traditionelle Mexiko 2



Wie schon im vorherigen Text erwähnt, habe ich in den letzten zwei Wochen zwei Reisen unternommen, einmal nach Real de Catorce und letztes Wochenende dann nach Guanajuato. Beide Orte gehören wohl zum traditionellen Teil Mexikos, da sie beide aus der Kolonialzeit stammen und beide in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild weites gehend erhalten sind. Allerdings ist Real de Catorce heute nur noch ein kleines Dorf in dem kaum noch Menschen leben und das weitab von anderen größeren Städten liegt und Guanajuato die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates mit ca. 72 000 Einwohnern, weshalb es sich durchaus lohnt, die beiden Städte getrennt voneinander zu betrachten.

Guanajuato liegt in einem Talkessel, gute zwei Stunden Fahrtzeit von San Luis entfernt, in etwa 2000 Meter Höhe. Zur Zeit des spanischen Kolonialismus war sie bedeutend aufgrund ihres großen Silbervorkommens, welches auch heute noch abgebaut wird. Der eigentliche wirtschaftliche Fokus der Stadt liegt heute aber im Bereich des Tourismus. Der Stadt kommt zu gute, dass sie als sehr ruhig und ungefährlich gilt, so kommen nicht nur zahllose Touristen in die Stadt, sie beherbergt auch an die 30 000 Studenten und ist an den Wochenenden ein Ausflugsziel vieler Mexikaner, die in den Industriestätten rund um Guanajuato leben.

Was Guanajuato so besonders macht, sind die historischen Gebäude, die noch in der gesamten Stadt erhalten sind und das ebenfalls zum Großteil noch erhaltene historische Straßennetz. Hierbei sei angemerkt, dass sich das Straßennetz zum Teil unter der Stadt befindet, in einem Tunnelsystem, welches durch die Verlegung eines Flusses entstand. Dieser Fluss befindet sich jetzt unterhalb der Stadt, da die Stadt in der Regenzeit mehrere Male überflutet wurde. Auch heute noch hat Guanajuato immer wieder Probleme mit Überflutungen, da das Wasser in der Regenzeit in die Unterirdischen Tunnel läuft und so manchmal Tagelang den Straßenverkehr lahm legt. Paradoxerweise leidet Guanajuato unter Wassermangel, da das geförderte Wasser giftige Bestandteile wie Arsen enthält. Tatsächlich riecht das Wasser unangenehm und wenn man zum Beispiel beim Duschen ein bisschen Wasser probiert, schmeckt es salzig und sollte nicht getrunken werden. Ich rate generell davon ab, in Mexiko Wasser aus dem Han zu trinken.

Eine weitere Eigenheit von  Guanajuato ist der Umstand, dass es fast gar keine Straßen gibt. Gerade mal 7 – 10 Straßen stehen den Autofahrern zur Verfügung, die sehr eng und fast immer überfüllt sind. Zu vielen der höhergelegenen Häuser führen lange Treppensysteme, Gas und Wasser müssen von den Anwohnern oder den Lieferanten nach oben getragen werden. Dementsprechend hoch sind die Gas- und Wasserpreise.


Jetzt aber zu dem, was ich dort eigentlich erlebt habe. Ich war von letztem Freitag, bis letztem Sonntag in Guanajuato, mit meinem Gastvater und vier anderen Austauschschülern. Wir haben die zwei Nächte in einem einfachen Hotel verbracht und über den Tag die Stadt besichtigt. Es gibt in Guanajuato zahllose Museen und etwa an die 20 Kirchen, die man besichtigen kann. Wir sind daher bei weitem nicht dazu gekommen, wirklich alles zu sehen, haben aber wohl die wichtiges Orte besucht.

Ein Highlight war zum Beispiel das Mumienmuseum von Guanajuato, welches zwar nicht sonderlich informativ war, da kaum Hintergrundinformationen geboten wurden, aber atmosphärisch sehr stark gewirkt hat und mir dadurch im Kopf hängen geblieben ist. Es sind dort ca. 50 Mumien ausgestellt, von Erwachsenen bis hin zu Babys, alles in schwachem Licht gehalten, mit leiser Hintergrundmusik. Das Museum ist Mexiko weit bekannt und gilt als eine der Hauptattraktionen für Touristen in Guanajuato. Es ist durchaus eine lohnenswerte Erfahrung, so nah an eine Mumie heran zu kommen und gerade bei den Babys, bekommt man doch ein flaues Gefühl im Magen, aber dafür, dass das Museum so bekannt ist, hätte ich dann doch mehr erwartet.

Das Selbe gilt auch für die Besichtigung einer Miene, was war grundsätzlich ganz interessant war, wir aber leider nur einen sehr kleinen Teil zu Gesicht bekommen haben, da ist man Beispielsweise aus dem Ruhrgebiet mehr gewöhnt.

Was sich dann wirklich gelohnt hat war eine Rundfahrt um den Talkessel, weil man einfach herrliche Ausblicke auf die Stadt bekommen hat. Vor allem vom Pipila, einer großen Kriegerstatue, haben wir herrliche Bilder machen können. Der Pipila ist von der ganzen Stadt aus sichtbar und stellt einen Krieger da, der den Ureinwohnern Mexikos die Pforte öffnete, die es ihnen ermöglichte die Spanier zurück zu schlagen.

Alles in allem haben wir drei schöne Tage dort verbracht und Guanajuato kommt in jedem Fall auf die Liste der Städte, die ich noch einmal in meinem Leben besuchen muss, leider fürchte ich, dass ich in meiner Zeit hier, nicht mehr dazu kommen werde, denn nächsten Monaten stehen schon die nächsten Reisen an: nach Huasteca und eine Tour auf den Spuren der Unabhängigkeitsbewegung Mexikos und, wenn ich Glück habe, komme ich vielleicht noch einmal nach Veracruz.