Wie schon im vorherigen Text
erwähnt, habe ich in den letzten zwei Wochen zwei Reisen unternommen, einmal
nach Real de Catorce und letztes Wochenende dann nach Guanajuato. Beide Orte
gehören wohl zum traditionellen Teil Mexikos, da sie beide aus der Kolonialzeit
stammen und beide in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild weites gehend
erhalten sind. Allerdings ist Real de Catorce heute nur noch ein kleines Dorf
in dem kaum noch Menschen leben und das weitab von anderen größeren Städten
liegt und Guanajuato die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates mit ca. 72
000 Einwohnern, weshalb es sich durchaus lohnt, die beiden Städte getrennt
voneinander zu betrachten.
Guanajuato liegt in einem
Talkessel, gute zwei Stunden Fahrtzeit von San Luis entfernt, in etwa 2000
Meter Höhe. Zur Zeit des spanischen Kolonialismus war sie bedeutend aufgrund
ihres großen Silbervorkommens, welches auch heute noch abgebaut wird. Der
eigentliche wirtschaftliche Fokus der Stadt liegt heute aber im Bereich des
Tourismus. Der Stadt kommt zu gute, dass sie als sehr ruhig und ungefährlich
gilt, so kommen nicht nur zahllose Touristen in die Stadt, sie beherbergt auch
an die 30 000 Studenten und ist an den Wochenenden ein Ausflugsziel vieler
Mexikaner, die in den Industriestätten rund um Guanajuato leben.
Was Guanajuato so besonders macht,
sind die historischen Gebäude, die noch in der gesamten Stadt erhalten sind und
das ebenfalls zum Großteil noch erhaltene historische Straßennetz. Hierbei sei
angemerkt, dass sich das Straßennetz zum Teil unter der Stadt befindet, in
einem Tunnelsystem, welches durch die Verlegung eines Flusses entstand. Dieser
Fluss befindet sich jetzt unterhalb der Stadt, da die Stadt in der Regenzeit
mehrere Male überflutet wurde. Auch heute noch hat Guanajuato immer wieder
Probleme mit Überflutungen, da das Wasser in der Regenzeit in die
Unterirdischen Tunnel läuft und so manchmal Tagelang den Straßenverkehr lahm
legt. Paradoxerweise leidet Guanajuato unter Wassermangel, da das geförderte
Wasser giftige Bestandteile wie Arsen enthält. Tatsächlich riecht das Wasser
unangenehm und wenn man zum Beispiel beim Duschen ein bisschen Wasser probiert,
schmeckt es salzig und sollte nicht getrunken werden. Ich rate generell davon
ab, in Mexiko Wasser aus dem Han zu trinken.
Eine weitere Eigenheit von Guanajuato ist der Umstand, dass es fast gar
keine Straßen gibt. Gerade mal 7 – 10 Straßen stehen den Autofahrern zur
Verfügung, die sehr eng und fast immer überfüllt sind. Zu vielen der
höhergelegenen Häuser führen lange Treppensysteme, Gas und Wasser müssen von
den Anwohnern oder den Lieferanten nach oben getragen werden. Dementsprechend
hoch sind die Gas- und Wasserpreise.
Jetzt aber zu dem, was ich dort eigentlich
erlebt habe. Ich war von letztem Freitag, bis letztem Sonntag in Guanajuato,
mit meinem Gastvater und vier anderen Austauschschülern. Wir haben die zwei
Nächte in einem einfachen Hotel verbracht und über den Tag die Stadt besichtigt.
Es gibt in Guanajuato zahllose Museen und etwa an die 20 Kirchen, die man
besichtigen kann. Wir sind daher bei weitem nicht dazu gekommen, wirklich alles
zu sehen, haben aber wohl die wichtiges Orte besucht.
Ein Highlight war zum Beispiel das
Mumienmuseum von Guanajuato, welches zwar nicht sonderlich informativ war, da
kaum Hintergrundinformationen geboten wurden, aber atmosphärisch sehr stark
gewirkt hat und mir dadurch im Kopf hängen geblieben ist. Es sind dort ca. 50
Mumien ausgestellt, von Erwachsenen bis hin zu Babys, alles in schwachem Licht
gehalten, mit leiser Hintergrundmusik. Das Museum ist Mexiko weit bekannt und
gilt als eine der Hauptattraktionen für Touristen in Guanajuato. Es ist
durchaus eine lohnenswerte Erfahrung, so nah an eine Mumie heran zu kommen und
gerade bei den Babys, bekommt man doch ein flaues Gefühl im Magen, aber dafür,
dass das Museum so bekannt ist, hätte ich dann doch mehr erwartet.
Das Selbe gilt auch für die Besichtigung
einer Miene, was war grundsätzlich ganz interessant war, wir aber leider nur
einen sehr kleinen Teil zu Gesicht bekommen haben, da ist man Beispielsweise
aus dem Ruhrgebiet mehr gewöhnt.
Was sich dann wirklich gelohnt hat
war eine Rundfahrt um den Talkessel, weil man einfach herrliche Ausblicke auf
die Stadt bekommen hat. Vor allem vom Pipila, einer großen Kriegerstatue, haben
wir herrliche Bilder machen können. Der Pipila ist von der ganzen Stadt aus
sichtbar und stellt einen Krieger da, der den Ureinwohnern Mexikos die Pforte
öffnete, die es ihnen ermöglichte die Spanier zurück zu schlagen.
Alles in allem haben wir drei
schöne Tage dort verbracht und Guanajuato kommt in jedem Fall auf die Liste der
Städte, die ich noch einmal in meinem Leben besuchen muss, leider fürchte ich,
dass ich in meiner Zeit hier, nicht mehr dazu kommen werde, denn nächsten
Monaten stehen schon die nächsten Reisen an: nach Huasteca und eine Tour auf den
Spuren der Unabhängigkeitsbewegung Mexikos und, wenn ich Glück habe, komme ich
vielleicht noch einmal nach Veracruz.