Freitag, 13. Dezember 2013

Tag der Toten



Ein Ereignis, von dem ich unbedingt berichten will, ist der Tag der Toten (Día de Muertos), einer der wohl wichtigsten Feiertage im mexikanischen Jahr, der am 1. und 2. November begangen wird, also schon eine ganze Weile zurück liegt. 

Der Tag der Toten ist eines dieser traditionellen Feste hier in Mexiko, die sich stark von den unseren abheben. So wird an den zwei Tagen, einmal am 1. November, am Tag aller Heiligen (Día de todos los santos) aller gestorbenen Kinder, und am 2. November, dem eigentlichen Tag der Toten, aller gestorbenen Erwachsenen, mit einer Art Fest gedacht. Zwar schließen diese Feste nicht zwangsläufig Trauer um die Verstorbenen aus, so ist aber die generelle Stimmung eher fröhlich. Was vielleicht in erster Linie als ein Wiederspruch erscheint, ist hier ganz normal: es gibt zahllose Süßigkeiten, auf den Friedhöfen spielen Musikanten die Lieblingslieder der Verstorbenen, die Gräber sind aufwendig mit Blumen geschmückt, viele Familien, so wie in öffentlichen Einrichtungen, Schulen, Museen, Theatern, errichten aufwendig geschmückte Altäre, die an die Verstorbenen erinnern sollen. 

Für diese Altäre gibt es recht klare Vorgaben, wie denn so ein Alter auszusehen hat, allerdings kann man auch eigene Ideen einfließen lassen und Variieren. Das führt dazu, dass sic die Altäre in ihrer grundsätzlichen Erscheinung ähneln, Akzente werden durch die Vorlieben des Verstorbenen gesetzt, so haben Kinderaltäre oft Spielsachen, Erwachsenenaltäre besitzen dagegen oftmals die traditionellen mexikanischen Getränke Tequila und Mezcal. Besonders auffallend bei der Verziehrung der Altäre ist der große Einsatz der Blume Zempoalxóchitl (es gibt etliche Variationen beim Namen, die vor allem durch ihren starken Duft, man riecht sie oft schon von weitem, aber auch ihrer Haftung an den Händen, nachdem man einen Altar mit diesen Blumen geschmückt hat, hat man gelbe Hände, besticht. Außerdem gibt es viele besondere Süßigkeiten, wie verzierte Totenschädel aus Zucker oder ein spezielles Brot, das unseren Milchbrötchen ähnelt.  

Der Tag der Toten stammt aus der Zeit vor der spanischen Kolonialisierung und ist daher zunächst kein christliches Fest. Allerdings sind über die Jahrhunderte immer mehr christliche Symbole wie zum Beispiel dem Kreutz übernommen worden, welches man in vielen der Blumengestecke wiederfindet. Generell kann man sagen, dass sich über die Jahrhunderte immer mehr mexikanische Geschichte angesammelt hat, so dass es sich bei diesem Fest eigentlich um weit mehr als „nur“ um das Gedenken der Toten handelt. Wie am Tag der mexikanischen Unabhängigkeit lebt gerade in dieser Zeit mexikanische Kultur und Geschichte wieder auf; wenn man ein bisschen die Augen aufhält, findet man immer wieder Anspielungen auf bestimmte Personen oder Geschichtliche Ereignisse. Klar wird dies zum Beispiel in der in dieser Zeit allgegenwärtigen Darstellung des Todes als Frau, als Catrina, in der Kleidung der Oberschicht Mexikos zur Zeit vor der Revolution.

Der Tag der Toten gehört auf jeden Fall zu den Ereignissen in Mexiko, die sich auf jeden Fall lohnen, einmal mit erlebt zu haben, da man an diesen Tagen einfach miterleben kann, dass der Tod nicht zwingend etwas trauriges sein muss, wenn sich die ganze Familie fröhlich an das errichten der Altäre macht und sich an die Eigenschaften des Verstorbenen erinnert. 

Allerdings verschwimmt dieses traditionelle Fest immer mehr mit dem Halloweenfest, das am 31. Oktober gefeiert wird. Zwar werden immer noch Altäre errichtet und in den Schulen wird die Bedeutung immer wieder erklärt, aber vor allem die Jugendlichen kennen den eigentlichen Hintergrund kaum noch und interessieren sich mehr fürs Verkleiden und Gruseln, was oft zum Beispiel die Bedeutung der Catrina verkehrt, die schlichtweg als Verkleidung angesehen wird und somit ihre eigentliche Bedeutung zunehmend verliert. Tatsächlich gibt es hier viele Halloweenpartys vom 31. Oktober bis zum 2. November, anstelle von den traditionellen Totenschädeln werden Kürbisköpfe aufgestellt, das alte und traditionelle Mexiko wird immer mehr vom modernen Mexiko, in welchem vor allem der Konsum und die nordamerikanische Kultur im Vordergrund steht verdrängt.