Montag, 30. September 2013

Léon Rouven Moos, Quartalsbericht 1



D1850 Deutschland
RC Wittmund/Esens

D 4130 México
RC San Luis Potosí Colonial

Ich bin jetzt seit fast zwei Monaten in San Luis Potosí, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates und schreibe nun meinen ersten Quartalsbericht.

San Luis ist eine sehr schöne Stadt im Herzen Mexikos. Umgeben von Bergen liegt San Luis in einem Tal und ist daher sehr vom Klima begünstigt, wenig Regen, es ist aber genug Wasser vorhanden, relativ konstante 25 bis 30 °C, die aufgrund der trockenen Luft gut zu ertragen sind. Die Stadt zählt mit den Außenbereichen etwas mehr als 1 Millionen Einwohner und hat ein sehr schönes historisches Zentrum mit sehr vielen Kirchen.

Ich wohne in relativer Nähe zum Zentrum in einem Fraccionamiento eines Golfclubs, etwa 10 Minuten mit dem Auto von meiner Schule entfernt. Meine Eltern sind Mitglieder im Golfclub und ich kann jederzeit Golfen, ins Fitnesscenter oder Schwimmen gehen, was ich, so fern ich Zeit habe auch mache.

Meine erste Gastfamilie hier ist bereits so etwas wie meine zweite Familie geworden, sie helfen mir mit dem Spanisch, zeigen mir die Kultur Mexikos, reisen viel und wann immer ich ein Problem habe, kann ich mich an sie wenden. Mein Gastbruder war vor sechs Jahren selber als Austauschschüler in Deutschland und mein zweiter Bruder ist im Moment in Deutschland, was ziemlich gut ist, da wir uns so über vieles austauschen können.

Ich habe von Anfang an fast nur spanisch geredet, zwar spricht mein Gastbruder deutsch, aber meine Eltern nur spanisch und auch in der Schule ist der überwiegende Teil in Spanisch, viele meiner Lehrer können gar kein Englisch und das Englisch meiner Mitschüler ist zum Teil sehr schlecht. Mittlerweile habe ich so langsam den dreh raus und werde fast immer verstanden und kann mich bereits in einfacher Sprache über Politik, Religion oder Geschichte unterhalten. An dieser Stelle lässt sich anmerken, dass die Mexikaner sehr interessiert an Deutscher Geschichte sind, immer wieder fragen sie nach bestimmten Details. Generell ist Deutschland aufgrund der vielen Autofirmen hier sehr bekannt und ich kenn viele Jugendliche, die gerne nach Deutschland wollen und Erwachsene die ein bisschen deutsch reden oder lernen.

Ich bin hier auf einer katholischen Schule, so gibt es ab und zu Messen in der Schule, man betet mit manchen Lehrern morgens das „Vater unser“ und in jedem Klassenzimmer hängt ein Bild von Jesus. Im normalen Unterricht macht sich aber die religiöse Ausrichtung der Schule nicht bemerkbar, es gibt zum Beispiel kein Fach „katholische Religion“.

Die Schule ist insgesamt ganz anders als Schule in Deutschland: Ich habe hier viel mehr Stunden (45 x 45 min. in der Woche, in Deutschland nur 38 und ich hatte Spanisch extra, also normalerweise 34 Std.) und nur insgesamt 45 Minuten Pause (in Deutschland 95 Minuten), es gibt eine Schuluniform (außer Freitags), die Regeln sind sehr viel strenger aber der Umgang zwischen Lehrern und Schülern ist sehr viel lockerer, man kann immer Musik hören und das wichtigste, ich habe zwar kaum Ferien, aber es gibt viele Aktivitäten die über den reinen Schulunterricht hinausgehen. Insgesamt fühle ich mich an meiner Schule sehr wohl, komme super mit meinen Mitschülern und Lehrern aus.

Rotary ist hier sehr aktiv, wir haben fast jedes Wochenende ein Rotextreffen und jeden Dienstag esse ich mit meinem Host Club, der einiges kleiner als mein Sponsoring Club ist (weniger als 20 Mitglieder), zu Abend. Meine erste Präsentation habe ich nach etwa einem Monat gehalten und die ist sehr gut aufgenommen worden, wir haben bestimmt 20 Minuten noch über Deutschland und Mexiko geredet.

Meine Gastfamilie hat bereits zwei Reisen mit mir unternommen, ins etwa zwei Stunden entfernte Zacatecas,  Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, und letztes Wochenende nach Veracruz, ebenfalls eine Hauptstadt eines Bundesstaates an der Atlantikküste, zu einem Familientreffen.

Eine weitere Reise ging nach Monterrey zur ersten Inboundorientation zusammen mit den anderen Austauschschülern, wir sind insgesamt acht in San Luis, sechs auf meiner Schule, ein Brasilianer ist noch mit mir in meinem Sponsoring Club (es gibt drei Rotary Clubs in San Luis). In unserem Distrikt sind fast 50 Austauschschüler und über die Orientation kann man nur sagen, dass sie richtig klasse organisiert war – Highlight war ein Bad in einem Wasserfall zu dem wir rauf geklettert sind.

Abschließend kann ich nur sagen, dass mir Mexiko richtig gut gefällt und ich mich hier sehr wohl fühle, die Menschen sind sehr offen und warmherzig, die Küche ist hervorragend (jeder Teil Mexikos hat seine eigenen Gerichte und mir schmeckt fast alles), Geschichte und Kultur sind einfach faszinierend. Probleme hatte ich bisher noch überhaupt keine, habe hier sehr viele Freunde und kann nur sagen das Mexiko ein wundervolles Land ist!